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"Zart besaitet ist Dirk Plähn nicht, sonst könnte er seinen Beruf als Tatortreiniger nicht ausüben. Wenn der staatlich geprüfte Desinfektor zu einem Auftrag gerufen wird, erwartet ihn nicht selten ein Szenario wie in einem Horrorfilm.





Dirk Plähns Job ist es, Spuren von Unfällen, Verbrechen oder Suiziden zu beseitigen. »Deutschlandweit gibt es nur rund zehn anerkannte Unternehmen, die diese Arbeit machen«, sagt Plähn, dessen Einsatzgebiet der gesamte norddeutsche Raum ist. Vor wenigen Tagen wurde der Barsbüttler nach Börnsen gerufen, um die blutigen Spuren eines tödlichen Eifersuchtsdramas zu beseitigen. Ein 51-Jähriger hatte in einer Mietwohnung seinen 20-jährigen Liebhaber und anschließend sich selbst erschossen.


»Der Tod hinterlässt seine Spuren. Flüssigkeiten aus Blut, Wasser, Fett und Fäkalien laufen aus den Leichen und hinterlassen einen penetranten Geruch. Es ist ein süßlicher Geruch, denn man nie vergisst, sobald man ihn einmal in der Nase hatte«, beschreibt der Barsbüttler den Geruch des Todes. Je nachdem, wie der Verstorbene beschaffen war und wie lange er unentdeckt blieb, erwarten mich zwischen einem und 120 Litern organische Flüssigkeit und Gewebereste an einem Tatort«, berichtet der 44-Jährige. »Organische Körperflüssigkeiten und Gewebereste werden gesetzlich als Sondermüll eingeordnet und müssen dementsprechend entsorgt werden, da sonst ein hohes Gesundheitsrisiko für alle besteht, die damit in Berührung kommen«, berichtet der Tatortreiniger.


Sein weißer Transporter ist daher dementsprechend ausgerüstet. Neben Luftdichten Behältnissen, in die organische Substanzen hineinkommen, gehören spezielle Chemikalien zu Dirk Plähns Ausrüstung. Allein sechs spezielle Desinfektionsmittel bringt er zu jedem Einsatz mit. Aber auch der Selbstschutz ist wichtig. Vor Ort schlüpft er deshalb in einen Schutzanzug. Spezielle Stiefel und Handschuhe sowie eine Atemschutzmaske gehören ebenfalls zu seiner Berufskleidung. Am Tatort macht er zunächst Fotos für Versicherungen, dann beginnt die Reinigung. Dabei ist er akribisch genau. Auf allen Vieren reinigt er mit kleinen Bürsten Böden und Wände. Ein Einsatz dauert zwischen vier Stunden und mehreren Tagen. Seine Arbeitsgeräte sind allesamt Einwegartikel und werden nach dem jeweiligen Auftrag ebenfalls entsorgt.


Oft sind Flüssigkeiten aber auch schon unter Fliesen oder in den Estrich gelaufen, dann fährt Dirk Plähn schwerere Geschütze auf. »In so einem Fall müssen die Böden aufges‧temmt werden und die betroffenen Stellen entfernt werden. Es kommt nicht selten vor, dass sich unter Fliesen bereits Maden und Larven eingenistet haben, daher ist Gründlichkeit bei dem Job so wichtig, sonst hätten die Wohnungseigentümer spätestens bei der nächsten Heizperiode ein richtiges Problem«, sagt der 44-Jährige. Nachdem alles sauber ist, trägt Plähn sicherheitshalber ein spezielles Pulver auf, das Substanzen wie Blut sichtbar macht. »Manchmal ist es schwierig, alle Spuren mit dem bloßen Auge zu sehen.


Im vergangenen Jahr hatte ich einen Auftrag in einem Hamburger Hotel. In einem Zimmer wurde eine amerikanische Studentin mit 180 Messerstichen getötet. Das Zimmer war mit rotem Teppich ausgelegt, erst durch das Pulver ist dann ein blutiger Fußabdruck im Teppich sichtbar geworden«, erklärt der Barsbüttler sein Vorgehen."

 

Link zum Geesthachter-Anzeiger: Dirk Plähn entfernt die Spuren, die der Tod hinterlässt